Die Geschichte von Mensch und Feuer


Der Begriff "Feuer" hat eine sprachgeschichtlich lange Entwicklung und lässt sich bis ins uralte Indogermanien zurückverfolgen. Über verschiedene Etappen entwickelte sich aus pehwr das althochdeutsche fiur, von dem sich unsere aktuelle Bezeichnung ableitet. Im griechischen wurde daraus das Präfix pyr , welches heute noch Verwendung findet.

Steinzeitfeuer
Abb. Steinzeitfeuer

Im Unterschied zu der menschlichen Spezies gibt es Feuer seit jeher. Selbst nachdem der Mensch existierte, dauerte es einige Jahre, bis sich die Wege von beiden kreuzten und nochmal einige weitere, bis der Mensch gelernt hatte das Feuer nutzbar zu machen.

 

Die Fossilien der ersten Vormenschen, der ersten Urmenschen, wie auch der ersten Frühmenschen finden sich in Afrika. Damals, vor etwa 5 Mio. Jahren, waren die Hominiden starken klimatischen Bedingungen ausgeliefert. Feuer, bedingt durch Blitzschlag, Vulkanausbruch oder Buschfeuer, war für diese Gattung ein bekannter Begleiter.

"Es sollte aber noch etwa 2,5 Millionen Jahre dauern, bis unsere Vorfahren gelernt hatten, das Feuer nutzbar zu machen"  (Schrenk, 2001, S. 87).

Anfangs hatten unsere Vorfahren noch Angst vor dieser neuen Entdeckung, aber sie fanden dann heraus, dass sie das Feuer nutzen konnten.

 

"Der Mensch (...) nutzt das Feuer, so glauben wir heute zu wissen, seit ungefähr 1,4 Millionen Jahren. Um diese Zeit fing es der Vormensch erstmalig ein, wenn in seiner Umgebung Brennbares, in erster Linie Wald, Buschwerk oder Steppe, durch Blitzschlag in Brand gesetzt wurde"  (Treumann, 2001, S. 210).

 

Er begann brennende Äste in seine Höhlen zu tragen, um dort ebenfalls ein Feuer zu entzünden, welches ihm dabei half die Speisen zu garen. Gleichzeitig bot es Schutz vor wilden Tieren. Selbst Feuer machen konnte auch der Frühmensch, der Homo erectus, anfangs noch nicht, sodass sorgsam darauf geachtet wurde, dass es nicht erlischt. Die Aufgabe der Behütung des Feuers kam den Frauen und Kindern zu.

 

"Selbst Feuer zu entzünden gelang dem Menschen erst sehr viel später, vor nicht mehr als 10.000 bis 20.000 Jahren. Der genaue Zeitpunkt lässt sich nicht mit Sicherheit bestimmen"  (Treumann, 2001, S. 211).

 

 



Der Augenblick, in dem der Mensch erstmals selbst ein Feuer entzündete, darf ohne Zweifel als ein Meilenstein in der Menschheitsgeschichte betrachtet werden. Wie der Mensch darauf kam, soll an anderer Stelle erläutert werden. Langsam, aber stetig lernte der Mensch das Feuer immer mehr kennen.

 

Die Fähigkeit der Feuernutzung, sowie die entwickelten Jagdtechniken, waren wichtige Voraussetzungen, um Afrika zu verlassen. Gleichzeitig spielte das Feuer und seine Wirkung auch für die Geselligkeit und die spätere Besiedlung kühlerer Kontinente eine entscheidende Rolle. Es wird daher angenommen, dass es bereits beim Homo erectus ein funktionierendes Sozialgefüge gab.

In vielen Etappen unserer Evolution schritt der Mensch voran und entdeckte das Feuer schließlich auch für die Landwirtschaft.

 

"Der Grund liegt in der Feuerökologie. Die Flamme reinigt und fördert. Für einige Zeit vertreibt das Feuer die lokale Flora einschließlich der Mikroorganismen im Boden und lässt einen gereinigten Platz zurück, in dem exotische Arten prächtig gedeihen" (Pyne, 2001, S. 272).

Neben der Feuerökologie lernte der Mensch es auch zur Herstellung von Werkzeugen zu gebrauchen. Bis zum Zeitalter der Industrialisierung, die etwa in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts begann, verging aber noch eine Menge Zeit. Ab der industriellen Revolution (ca. 1750 bis ca. 1850) entwickelte sich unsere Zivilisation jedoch geradezu explosionsartig bis in das heutige Informationszeitalter.

Dampfmaschine
Abb. Dampfmaschine

Übrigens sei an dieser Stelle erwähnt, dass die "Feuernutzung (...), lange vor der Sprachentwicklung, ein bedeutender Faktor der einsetzenden kulturellen Evolution des Menschen (war)"  (Schrenk, o. J., zitiert nach Busch, 2001, S. 69).

 

Es bleibt daher festzuhalten, dass die Entdeckung und Nutzbarmachung des Feuers nicht nur ein wichtiger Faktor für die Entstehung unserer Zivilisation ist, sondern diese überhaupt erst möglich gemacht hat.

Feuer und Mensch im Zeitraffer


Im vorherigen Abschnitt wurde Verständnis davon vermittelt, wie Feuer und Mensch zusammen gefunden haben. Obwohl wir von einem Zeitraum von 5 bis 10 Millionen Jahren sprechen, ist dies aus Sicht der Evolution ein sehr kurzer Zeitraum. Ganz besonders beeindruckend wird dies, wenn man sich die Erde in einem schnellen Zeitraffer von einem Jahr ansieht.

 

Werner Müller (1986)  hat dies in seinem Werk „Des Feuers Macht“ anschaulich dargelegt, sodass die nachfolgenden Information dort entnommen wurden. Um diesen schnellen Zeitraffer zu ermöglichen, wurden 9.000 Jahre der Erdgeschichte in eine einzige Minute gerafft. Auf diese Weise ist es gelungen, die knapp 5 Milliarden Jahre der Erdgeschichte in ein einziges Jahr zu packen.

 

Am Neujahrstag, so beschreibt Müller, begann eine glühende Masse in einem Winkel der Milchstraße ihr Eigenleben. Es handelte sich um einen Feuerball, der sich jedoch in den ersten Januarwochen soweit abkühlte, dass sich an seinen äußersten Rändern Gesteinskrusten bildeten. Mit dem weiteren Abkühlen schlug sich der Wasserdampf der Atmosphäre nieder und es entstanden die Weltmeere. Irgendwann im Frühling oder Frühsommer soll sich vermehrende Materie entstanden sein, die sich dann in zwei Bahnen weiterentwickelte. Die eine in Richtung der Pflanzenwelt und die andere in Richtung der Tierwelt.

 

Erst im bereits fortgeschrittenen Herbst erreichte das Leben Formen wie Muscheln, Krebse oder Schnecken. Ab Mitte November tauchten in den Meeren die ersten Wirbelfische auf, was für die damalige Zeit als revolutionär betrachtet werden darf. „Ende November zog das Entwicklungstempo spürbar an, denn nun verließen manche dieser Fische mit Wirbelsäulen die Meere und schlugen sich erfolgreich an Land durch“ (Müller, 1986, S. 24). Von Mitte Dezember bis in die Weihnachtstage hinein, waren Saurier auf diesem Planeten weit verbreitet. In den letzten Dezembertagen entwickelten sich die Säugetiere und erst mit Beginn des frühen Silvestermorgen entstanden die Affen.

„Der Silvestertag geht zu Ende, als plötzlich abends, kurz nach 20 Uhr, die Erdgeschichte ein neues Kapitel aufschlug: Der Mensch betrat die Szene“ (Müller, 1986, S. 25). Gegen etwa 22 Uhr lernte der Mensch Werkzeuge zu benutzen, eine Stunde später das Feuer. Die gesamte obige Geschichte von Feuer und Mensch beschreibt also lediglich 1 Std. der Erdgeschichte. Bleiben wir aber an diesem Silvesterabend und schauen uns den Verlauf weiter an. „Bis knapp 5 Minuten vor Mitternacht lebte er [der Mensch] in Höhlen, eine Minute vor Mitternacht lernte er den Ackerbau. 1,5 Sekunden vor Ablauf des Zeitrafferjahres erfand der Mensch die Dampfmaschine“ (Müller, 1986, S. 25).

Der Mensch existiert daher noch gar nicht so lange auf diesem Planeten, wie man vielleicht meinen könnte. Es sind nur 4 Std. Fasst man diese 4 Std. in einem Jahr zusammen, ergibt sich ein langsamerer Zeitraffer. Auch diesen hat Müller skizziert. Nun betritt der Mensch am Neujahrstag die Erde und lernt Mitte August bis Anfang September Werkzeuge zu schaffen. Erst „Anfang Oktober lernte er, das Feuer zu nutzen“ (Müller, 1986, S. 27). Diesmal passiert bis zum Silvesterabend in einer weit fortgeschrittenen Stunde nichts besonderes. Doch dann, um 23 Uhr erfand der Mensch die Dampfmaschine. Führen wir uns vor Augen, dass die Menschheitsgeschichte seit der Erfindung der Dampfmaschine erst 1 Std. existiert oder im schnellen Zeitraffer gerade einmal 1,5 Sekunden, so wird deutlich, wie klein der Mensch innerhalb der Evolutionsgeschichte überhaupt ist.


Tradition ist nicht die Aufbewahrung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers.

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